Kuhmilchallergie
Kuhmilchallergie ist die häufigste Allergie unter Babys. Das ist auch logisch, denn im ersten Lebensjahr trinkt ein Baby vor allem Milch. Milch enthält Eiweiß, das bei der körperlichen Entwicklung des Babys eine wichtige Rolle spielt. Vier bis sechs Prozent aller Babys leiden unter einer Kuhmilchallergie. Es ist jedoch möglich, dass ein Kind die Kuhmilchallergie im Alter von ungefähr fünf Jahren überwindet.
SYMPTOME KUHMILCHALLERGIE
Allergische Beschwerden können sich in Form von Ekzemen oder Atemwegsproblemen äußern. Die meisten Beschwerden betreffen allerdings den Magendarmtrakt. Typische Symptome sind: Bauchkrämpfe, Diarrhö, Verstopfung, Erbrechen, Ohrenschmerzen, Ekzeme (rote, raue, juckende Haut, zum Beispiel im Gesicht), Blut im Stuhlgang, Atemwegsprobleme, eine laufende Nase, niesen, Wachstumsrückstand und die Verweigerung von Essen und Trinken.
Wenn bei Ihrem Kind eine dieser Beschwerden auftritt, heißt das jedoch nicht automatisch, dass das Kind an einer Kuhmilchallergie leidet. Fast alle Babys würgen und spucken manchmal oder leiden unter allergischen Hautausschlägen. Wenn die Beschwerden länger andauern, sollten Sie jedoch Ihren Kinderarzt aufsuchen.
URSACHEN DER KUHMILCHALLERGIE
Die drei wichtigsten Nährstoffe in unserem Essen sind: Kohlenhydrate (Stärke und Zucker), Fett und Eiweiß. Bei einer Kuhmilchallergie ist Eiweiß der große Übeltäter. Normalerweise wird Eiweiß vom Körper in kleine Stücke zersetzt. Nur in dieser Form kann das Eiweiß die Darmwand passieren, ins Blut gelangen und für den Aufbau und die Erneuerung der Körperzellen sorgen. Man muss sich die Darmwand als eine Art Filter vorstellen: Alle kleinen Stücke können diesen Filter passieren, die großen Stücke bleiben zurück und werden über die Verdauung ausgeschieden.
Der Darmkanal des Babys ist noch nicht vollständig entwickelt, weshalb es größeren Eiweißstücken leicht gelingt, die Darmwand zu passieren: Der Filter weist noch zu große Löcher auf. Normalerweise führt dies zu keinem großen Schaden. Bei Kindern mit einer allergischen Reaktion sieht der Körper diese größeren Eiweißstücke jedoch als ‚gefährlich‘ an. Sobald die größeren Eiweißstücke zum ersten Mal die Darmwand durchdringen, schlägt das körpereigene Abwehrsystem Alarm und beginnt mit der Produktion von Antikörpern. Diese heften sich an die Mastzellen. Die Mastzellen befinden sich vor allem unter der Haut, im Magendarmtrakt und in den Luftwegen. Wenn das nächste Mal größere Eiweißstücke in den Darm gelangen, heften diese sich an die Mastzellen, wodurch es zu einer Art Zellexplosion kommt. Hierbei wird der Stoff Histamin freigesetzt, der für die Auslösung allergischer Reaktionen wie Erbrechen, Darmkrämpfe und Ekzeme verantwortlich ist.
DIAGNOSE KUHMILCHALLERGIE
Zur Feststellung von Kuhmilchallergie gibt es eine sogenannte Eliminations-/Provokationsdiät. Eliminieren bedeutet das Weglassen aller verdächtigen Nahrungsmittel. Dies sind zum Beispiel Milch und Joghurt. Die Elimination muss vier Wochen lang durchgeführt werden, bei manchen Beschwerden wie Ekzemen sogar sechs Wochen lang. Provokation bedeutet die langsame Wiedereinführung der verdächtigen Stoffe in die Ernährung. Wenn die Beschwerden durch die Eliminierung verschwinden und bei der Provokation wiederkehren, kann mit Sicherheit festgestellt werden, welche Stoffe die allergische Reaktion auslösen. Das Baby muss dann einer hypoallergenen Diät folgen. Neben dieser Eliminations-/Provokationsdiät gibt es noch andere Testmöglichkeiten zur Feststellung von Kuhmilchallergie, wie z.B. den Hauttest. Diese Art von Tests sind jedoch wenig zuverlässig.
DIE LÖSUNG: HYPOALLERGENE DIÄT
Wenn Ihr Baby an einer (Kuhmilch)allergie leidet, sollten Sie seine Essens- und Trinkgewohnheiten ändern und es auf eine hypoallergene Diät umstellen. Doch was bedeutet das genau, hypoallergen? Hypo bedeutet ’niedrig‘, also eine „Niedrig-Allergendiät“. Wenn Sie Brustnahrung geben, dürfen Sie bei einer hypoallergenen Diät keine Lebensmittel verzehren, die Kuhmilch enthalten. Mitunter ist es dann leichter, das Baby auf hypoallergene Flaschennahrung umzustellen. Wenn die Allergie ärztlich bescheinigt ist, wird die hypoallergene Flaschennahrung von der Krankenkasse bezahlt! Der Arzt muss hierfür eine schriftliche Bescheinigung ausstellen.
Bei der hypoallergenen Flaschennahrung sind die Eiweiße bereits in kleine Stücke zerteilt. Die Eiweiße sind damit sozusagen vorverdaut und werden hierdurch vom Körper als „ungefährlich“ bewertet. Die allergische Reaktion bleibt aus. Dadurch, dass die Eiweiße in hypoallergener Flaschennahrung bearbeitet worden sind, hat die Milch einen bitteren Geschmack und riecht anders als gewöhnliche Milch. Das Kind kann sich leicht an den Geschmack gewöhnen; achten Sie allerdings darauf, dem Kind die Milch aus einem Becher mit Deckel zu geben, sodass der Geruch der Milch nicht so stark ist. Es empfiehlt sich, das Kind zunächst mit kleinen Portionen an die hypoallergene Milch zu gewöhnen. Im Laufe der Zeit kann die Menge dann erhöht werden.
Neben Kuhmilch gibt es auch Ziegenmilch. Viele Leute denken, dass Ziegenmilch einen guten Ersatz für Kuhmilch darstellt. Das ist allerdings nicht richtig. Die in Ziegenmilch enthaltenen Eiweiße ähneln denen der Kuhmilch und können daher auch eine allergische Reaktion hervorrufen. Auch Sojamilch ist nicht zu empfehlen, da Soja ein starkes Allergen darstellt. Soja kann also auch eine allergische Reaktion hervorrufen.
Nach sechs Monaten darf Beikost zugefüttert werden. Hierfür muss Rücksprache mit einem Diätist/einer Diätistin gehalten werden. Die Regeln sind nämlich strenger als bei einem Baby, das keine Kuhmilchallergie hat. Es darf jeweils nur ein Nahrungsmittel auf einmal eingeführt werden. Zu Beginn bekommt das Baby eine Viertelportion, wenn das gut klappt eine halbe Portion und schließlich eine ganze Portion. Zu verwenden sind pure Nahrungsmittel, also Reismehl ohne Geschmack. Auf diese Weise kann bei Auftreten einer allergischen Reaktion mit Sicherheit festgestellt werden, durch welches Nahrungsmittel diese Reaktion verursacht wurde. Neue Nahrungsmittel sollten am besten morgens verabreicht werden. Sollte es zu Beschwerden kommen, hat das Baby dann zwar nicht so einen schönen Tag, aber dafür wenigstens eine beschwerdenfreie Nacht. Außerdem ist zu bedenken, dass allergische Reaktionen nachts leichter unbemerkt bleiben. Wenn das Baby zahnt oder Fieber hat, sollten keine neuen Nahrungsmittel eingeführt werden.
Als Erstes sollten Sie das Kind an den Verzehr von Obst und Gemüse gewöhnen. Die Wahl der Sorte ist abhängig von der Jahreszeit und auch von der Haushaltskasse. Als Beispiele für geeignete Obst- und Gemüsesorten können Möhren, Brokkoli, Brechbohnen und Birnen genannt werden. Neben Obst und Gemüse können Sie das Kind auch allmählich an den Verzehr von Puten- und Rindfleisch gewöhnen. Sobald das Kind sechs Monate alt ist, dürfen Sie ihm auch Brot geben. Starke Allergene wie Soja, Fisch, Körner und Samen dürfen Babys ab neun Monaten essen. Ab zwölf Monaten dürfen Babys schließlich auch Eier, Schal- und Muscheltiere sowie Nüsse, inklusive Erdnüsse essen. Dies geschieht unter der Begleitung eines Diätisten/einer Diätistin, die einen speziellen Plan zur Einführung neuer Lebensmittel in die Ernährung aufstellt.
LAKTOSE-INTOLERANZ
Kuhmilchallergie und Laktose-Intoleranz sind nicht miteinander zu verwechseln. Bei der Laktose handelt es sich um einen Milchzucker, der auch in Kuhmilch vorkommt. Bei Laktose-Intoleranz kann der Milchzucker aufgrund eines Mangels an dem Enzym Laktase nicht verdaut werden. Der Milchzucker beginnt daher im Magendarmtrakt zu gären. Laktose-Intoleranz verursacht also ausschließlich Probleme, die den Magendarmtrakt betreffen. Typische Beschwerden sind Erbrechen, Diarrhö, Blähungen und Bauchschmerzen.
ZUM SCHLUSS
Kuhmilchallergie verschwindet meist sehr plötzlich, sobald das Kind die Allergie überwunden hat. Das Kind kann dann wieder problemlos Kuhmilch trinken. Manchmal kommt es zu einem späteren Zeitpunkt zur Entstehung anderer Allergien, wie Heuschnupfen, doch muss dies nicht unbedingt der Fall sein. Wenn Sie vermuten, dass Ihr Kind eine Kuhmilchallergie hat, sollten Sie nicht selbst mit der Ernährung herumexperimentieren, sondern sich an Ihren Kinderarzt wenden. Dieser wird dann durch entsprechende Untersuchungen feststellen, ob wirklich eine Kuhmilchallergie vorliegt.
Diana Vredegoor, Diätistin